Lagerluft bei Kugellagern

Lagerluft bei Kugellagern
In der Garage

Was Töfflimeitli und Töfflibuebe dazu wissen müssen

Bist du schon einmal in die Situation gekommen, an deinem Mofa ein Kugellager wechseln zu müssen, dann ist dir möglicherweise der Ausdruck "Lagerluft" begegnet. Nicht jeder Schrauber wird mit diesem Begriff auf Anhieb etwas anfangen können. Weisst auch du nicht wirklich, was es mit diesem Fachbegriff auf sich hat, dann ist das nicht weiter schlimm, denn wir erklären dir hier, was sich dahinter verbirgt. Wir stellen dir vor, was es mit der Lagerluft bzw. dem Lagerspiel auf sich hat und auf welche Werte du besonders achten solltest, wenn du passende Kugellager für dein Töffli verbauen möchtest.

Was bedeutet die Bezeichnung Lagerluft?

Mit Lagerluft ist das Mass gemeint, um das sich die beiden Ringe eines Kugellagers in ausgebautem Zustand gegeneinander bewegen lassen, ohne dass dabei eine Spannung im Material auftritt. Das Mass bezeichnet also die maximale Verschiebung, die der Aussenring zum Innenring einnehmen kann (oder umgekehrt), ohne dass der Freigang des Lagers dadurch beeinträchtigt wird. Abhängig vom Anwendungsbereich eines Lagers kann dieses Mass stark variieren. Aus diesem Grund gibt es verschiedene Kategorisierungen für die Lagerluft. CN ist dabei das sogenannte Normalmass, während die Bezeichnungen C2 und C1 angeben, dass das Lagerluftmass kleiner ist als normal. C2 ist dabei wiederum geringer als C1. Bei Mofa-Lagern, die mit C3, C4 oder C5 bezeichnet sind, ist das Lagerluftmass hingegen grösser als normal, wobei C3 grösser ist als CN und C4 sowie C5 nochmals grösser sind als C3.

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Diese Abweichungen von der "Normalluft" sind in der Regel direkt auf dem Bauteil oder zumindest auf der Verpackung angegeben, damit du direkt weisst, mit welchem Kugellager du es zu tun hast. Bei Lagern mit "Normalluft" hingegen erfolgt in der Regel keine gesonderte Kennzeichnung. Eine Ausnahme sind Varianten mit der Bezeichnung CM. Hierbei handelt es sich um Rillenkugellager mit eingeengtem Radialluftbereich, die besonders geräuscharm laufen.

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Was sind die Radialluft und die Axialluft?

Die Aussenringe von Lagern lassen sich in zwei Richtungen gegen die Innenringe bewegen. Von aussen betrachtet nämlich sowohl in seitlicher Richtung als auch nach oben bzw. unten. Daher spricht man im Zusammenhang mit Lagerluft auch von der Axialluft bzw. der Radialluft. Das Mass, das eine Bewegung nach oben oder unten zulässt, wird als Radialluft bezeichnet. Dementsprechend bezeichnet der Ausdruck Axialluft dasjenige Mass, welches die maximale seitliche Bewegung des Innen- zum Aussenrings zulässt, ohne dass es zu Materialspannungen kommt.

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Warum ist der richtige Lagerluftwert so wichtig für die optimale Funktion eines Kugellagers?

Es ist unerlässlich, dass du abhängig vom geplanten Einsatzbereich ein Kugel- bzw. Wälzlager mit passender Lagerluft auswählst. Denn nur, wenn diese an den jeweiligen Einsatzzweck und die dort entstehende Radial- und Axiallast angepasst sind, ist eine störungsfreie Funktionalität des Kugellagers auf Dauer gewährleistet. Verwendest du ein hinsichtlich der Lagerluft ungeeignete Kugellager, kann sich dies negativ auf deren Lebensdauer und die Verschleissanfälligkeit, aber auch auf die Temperatur- und Geräuschentwicklung der Lager auswirken. Dann kann es durchaus vorkommen, dass der Wechsel von Kugellagern an deinem Mofa deutlich häufiger erfolgen muss, als es bei optimal ausgewählten Lagern der Fall wäre.

1. Innenring 2. Käfig 3. Dichtscheibe 4. Wälzkörper 5. Außenring

Was ist das Lagerspiel und was hat es mit der Kugellagerluft zu tun?

Die Lagerluft für ein Kugellager muss so gewählt sein, dass dieses auch nach dem Einbau im Töffli einen einwandfreien Freigang ohne Materialspannungen gewährleistet. Hierbei spricht man vom sogenannten Lagerspiel. Dieses Spiel sollte im eingebauten und betriebswarmen Zustand des Lagers möglichst minimal sein. Dennoch hängt das Axial- und Radialspiel des Kugellagers im eingebauten Zustand stark von der ursprünglich gewählten Lagerluft ab. Diese muss stets grösser sein als das Betriebsspiel, denn sie reduziert sich durch einbau- und betriebsbedingte Faktoren, wie zum Beispiel Temperaturänderungen. Das Radialspiel muss nach dem Einbau und im betriebswarmen Zustand also mindestens so gross sein, dass das Wälzlager einen einwandfreien Freigang auch bei maximal möglicher Belastung aufweist.

Was kann bei zu geringer oder zu grosser Lagerluft passieren

In der Praxis spielt vor allem das Radialspiel eine wichtige Rolle und hat einen direkten Einfluss auf die Arbeitsweise und auf die Lebensdauer des betreffenden Kugellagers. Nimmt man an, dass das Betriebsspiel Null beträgt, hätte es keinerlei Einfluss auf die Lebensdauer. Baut man das Lager mit einer geringen Vorspannung, also mit einem geringen Betriebsspiel ein, kann sich dies positiv auf die Lebensdauer des Kugellagers auswirken. Eine solche Vorspannung lässt sich durch eine entsprechende Einstellung des Lagerkonus erreichen. Durch die Federvorspannung steigt die Steifigkeit des Lagers und die Last wird auf mehrere Wälzkörper verteilt. Doch sollte die Federvorspannung keinesfalls zu hoch sein, denn durch eine zu hohe Steifigkeit des Lagers reduziert sich die Lebensdauer rapide, da enorme innere Kräfte wirken.

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Auch ein zu grosses Radialspiel kann sich auf die Lebensdauer von Kugellagern auswirken. In diesem Fall kommt es nämlich in der Regel zu einer ungenügenden Lastverteilung auf die Wälzkörper. Dies wiederum erhöht die Gleitreibung innerhalb des Lagers – die Betriebstemperatur steigt stark an und die Lebensdauer verringert sich infolgedessen.

Was versteht man unter Axiallast?

Es gibt Mofakugellager, die vor allem durch seitliche, also axiale Bewegungen, belastet werden. Bei dieser Belastung spricht man von der Axiallast. In diesem Fall muss vor allem die Lagerluft auf axialer Ebene relativ gross ein, um die Axiallast aufnehmen zu können. Die Aussenringe solcher sogenannten Axiallager werden als Gehäusescheiben bezeichnet. Die Innenringe dagegen nennt man Wellenscheibe. Ein gutes Beispiel für ein solches Axiallager bzw. Drucklager sind die Wälzlager, die für Kupplungsdruckstifte verwendet werden.

Eine Axialbelastung am Beispiel einer Maschinenwelle

Von Silas vj21 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=101922817 Beispiele für Einsatzbereiche von Lagern mit erhöhter oder verringerter Lagerluft

Die Nachsetzzeichen bei der Bezeichnung von Mofakugellagern, also zum Beispiel C3 oder CM, geben, wie oben erklärt, an, ob die Lagerluft grösser oder kleiner als normal ist. Wirken nun beim Einbau oder im Betrieb enorm starke Kräfte auf den Innen- und Aussenring des Lagers, sollte möglichst eines gewählt werden, das mehr als Normalluft aufweist. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Kurbelwellenlager für Racing-Kurbelwellen für hohe Drehzahlen. Hier sollten mindestens C3-Kugellager gewählt werden, damit ein ausreichendes Betriebsspiel bzw. ein einwandfreier Freigang auch bei maximaler Belastung gewährleistet bleiben.

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Bildquellen:
Schnitt durch ein Rillenkugellager: Von Silberwolf (talk) - created by Silberwolf (talk), CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4569019

Eine Axialbelastung am Beispiel einer Maschinenwelle: Von Silas vj21 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=101922817